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Eis Total 2017 – Dicke Arme, purer Genuss

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Als ich 2011 meinen Eiskurs bei der DAV Sektion Mainz absolvierte, kam ich erstmals wirklich bewusst in das schöne Pitztal. Damals beheimatete uns Julia, jüngste Hüttenwirtin Österreichs, auf der Kaunergrathütte wirklich köstlich. An einem der zahlreichen Nachmittagsgespräche mit ihr auf der Hüttenterasse in der warmen Sonne, erzählte sie mir, dass man im Pitztal richtig gut Eisklettern kann. Mit einem leicht stolzen Grinsen fügte sie hinzu: „Da bin ich auch recht guad drin.“

Damals lehnte ich noch kategorisch, zum Leidwesen von Dennis, das Eisklettern ab. Zu teuer, zu riskant, zu wenig Zeit in der Saison…

Dass sich das dann noch ein paar Jahre später durch einen Eiskletterkurs ändern sollte, bereue ich spätestens in diesen Tagen überhaupt nicht mehr.

Anreisestress zum Eis Total

Wie sooft sitzen Alex und ich wieder einmal zu spät im Auto. Hinter uns liegt einen wirklichen Packmarathon. Schließlich geht es im Anschluss noch zum Skifahren zu Freunden ins benachbarte Paznauntal. Meine Schwester muss Sonntag dann auch noch zusteigen. So haben wir dann letztendlich 6 Paar Ski, 6 Paar Skistiefel, Seile, Klettermaterial, schwere und leichte Bergsteifel, Eisgeräte und noch so einigen anderen Mist dabei. Alex‘ Kombi ist bis unter den Radkasten voll mit Sachen, aber er rollt wie eine eins durch den winterlichen Schwarzwald.

Nach einer kurzweiligen Fahrt biegen wir um 18 Uhr von der Autobahn ins Pitztal ab. Wir erreichen kurz danach auch schon unser Hotel Intermontana und werden herzlichst von Joop – einem charmant witzigen Holländer – in Empfang genommen. Leider geht es auch gleich weiter, denn Nathalie vom Pitztaler Tourismusverband erwartet uns bereits bei der Eröffnungsveranstaltung des Eis Total Festivals.

Eine Reise ins winterliche Kanada

Pünktlich um 20 Uhr schlagen wir ganz hinten im Tal, in Mandarfen auf. Nathalie ist schnell gefunden, muss aber dann auch gleich die Veranstaltung gemeinsam mit Walter eröffnen. Danach folgt ein Lichtbildvortrag von zwei jungen Bergsteigern und Bergführern. Sie nehmen uns mit in das wilde, kalte Eis der kanadischen Rocky Mountains. Man spürt zwar die Leidenschaft der Jungs im Eis und sieht wie die Augen leuchten als sie in ihren Erinnerungen schwelgen, aber dennoch ist es etwas langatmig. Der zweite Teil führt dann mit tollen Drohnenaufnahmen durch die Alpen und wird kurzweiliger. Eingestimmt, mit viel Motivation für den nächsten Tag und total hungrig verlassen wir beide den Lichtbildvortrag.

23 Uhr im Pitztal am Freitagabend in der Nebensaison: Dönerbude Fehlanzeige, Pizzaria auch, nicht mal eine Tankstelle und ein Bier finden wir. So besteht unser Referenzabendessen für die kommenden Tage aus einer halben Tüte Chips, einem Bier aus der Minibar und einer Banane. Na bravo, das nenne ich mal Sportlerernährung.

Was freuen wir uns zu dem Zeitpunkt schon auf das Frühstück.

Pitztal Toruismus: Nathalie bei der Eröffnung mit Walter Eis Total Ausstellermesse in Mandarfe

Wasserfälle soweit das Auge reicht

Namen wie Havanna, Monsterline, Shark oder garstiges Liesele fallen hier mit tonnenweise Wasser über Steilstufen ins Tal.

Wenn diese imposanten Wasserfälle im Pitztal im Winter als bizarre Skulpturen erstarren, haben wir Eiskletterer die Qual der Wahl. Mit insgesamt 45 ausgewiesenen Eisklettergebieten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade gehört das Pitztal längst zu den absoluten Hot Spots der Szene. Der höchste ist der 455 Meter hohe Luibisbodenfall. Der türmt sich am Ortsrand von Stillebach auf und man kann ihn nach fast jeder Stufe problemlos abbrechen. Wir dürfen beim Event allerdings nur die ersten 35 Meter klettern. Dennoch reizt mich der Fall besonders und ich träume mit Alex schon davon, diesen irgendwann komplett zu klettern.

Beim Eis Total Festival werden insgesamt 5 Spots durch Bergführer zum Top Rope klettern eingerichtet. Neben dem oben erwähnten Luibisbodenfall können wir Plan B, das garstige Liesele sowie Fälle in der Taschachschlucht klettern. Es ist wirklich ein Eldorado an Eis!

Eis Total Tag 1: Taschachschlucht und Dry Tooling

Nach einem wirklich guten Luxusfrühstück mit Ei und allem was das Herz begehrt, geht’s zur Ausstellermesse.

Am Morgen muss ich feststellen, dass ich alles aus Freiburg eingepackt habe, nur nicht meinen Klettergut (peinlich!). Also hat nun das Ausleihen eines Gurtes höchste Priorität. Dank der Ausstellermesse decken wir uns dann aber auch gleich noch für die nächsten zwei Tage mit Steigeisen und Gurt von Black Diamond sowie Jacken und Schuhe von Arcteryx ein. Und schon ging’s los ins eiskalte Vergnügen!

Das Thermometer zeigte -17 Grad. Wer das Eisklettern kennt weiß, dass man sich selten auf der sonnigen Talseite bewegt. Der Schatten und die Nordseiten sind eben des Eises beste Freunde. So war es auch bei uns in der tiefen Taschachschlucht zwar cool, aber auch sehr kalt. Das Event ist limitiert auf 150 Anmeldungen. Ich finde das sehr gut um den familiären Charakter zu wahren. Dennoch kommt es zu Wartezeiten an den Top-Ropes. So hat man auch immer genug Verschnaufpausen.

Alex und ich konnten nach einem Warm-Up in 2 WI2-3 Routen dann uns auch gleich in eine Mixedroute stürzen. Puh, das ist ganz schön hart gewesen! Danach lockten uns die Bergführer mit den Worten „Ihr seht aus wie starke Jungs. Probierts mal!“ noch in eine Dry Tool Route. Da konnten wir natürlich nicht widerstehen! Fazit war allerdings, dass ich bereits nachmittags um 14 Uhr Unterarme wie Blei und Pudding zugleich hatte.

Taschachschlucht Eisklettern Hart durchblocken beim Dry Tooling Alex kämpft sich nach oben Viel Betrieb in den Eisfällen der Taschachschlucht Back into the sun, nach einem Tag im Schatten Abendstimmung in der Taschachschlucht, grandios Nathalie besucht uns in der Taschachschlucht

Workshop und Entspannung

Da kam uns ein Workshop der Bergführer ganz gelegen. Standplatzbau, Vorstieg im Eis, richtige Sicherungstechniken. Alles wurde unter professioneller Anleitung dargestellt und in der Praxis gezeigt. Stolz war ich als mir sogar eine Abalakov-Sanduhr ganz ohne Schablone gelungen ist. Platz für Fragen und Vertiefungen war dank der hohen Anzahl an Bergführern auch gegeben und so bekam man beim aktiven Klettern sogar mal den ein oder anderen Techniktipp! Genial!

Workshop Standplatzbau mit den Bergführern

Hüttengaudi im Hexenkessel

Nachdem Alex und ich im wundervollen Hotel Intermontana dann bei Sauna und Tee entspannt hatten, ging es frisch relaxt wieder auf die Piste. Erst einmal galt es, unseren Essensgutschein vom Eis Total Event einzulösen und lecker Tiroler Kasspatzen zu futtern. Danach ging es dann zum Partyabend in den Hexenkessel, DER Apreski Hütte in Plangeroß.

Walter Zöger und sein Team gestalteten diesen Abend feucht-fröhlich. Dank der vielen Preise und geringen Anwesenheit der Teilnehmer (maximal 50% waren abends noch dabei) konnte fast jeder der Anwesenden einen der verlosten Sachpreise abstauben.

Für uns gab es Petzl Chalkbag und Blumen-Cap.

Wasser Marsch: Plan B und Luibisbodenfall

Unser Tag startete wieder einmal mit einem Luxus-Frühstück und dem üblichen anfrieren bei -18 Grad im Auto. Wir zitterten uns quasi bis zum Einstieg schon einmal warm. Heute dachten wir, dass wir der kalten Nordseite ein Schnippchen schlagen, auf die Empfehlungen der anderen Teilnehmer hören. Am Luibisbodenfall sollte es Sonne geben.

Tja, Sonne lockte hier wohl auch viele andere! So kamen wir kaum selber aufgrund des hohen Betriebs zum Klettern. Dafür lief mir der Wasserfall in einer Route quasi direkt oben in die Jacke rein und unten wieder raus. Herrlich, so eine kalte Dusche am morgen, sag ich euch!

Life begins out of your comfort zone!

Nach längeren Routen war es uns dann doch zu viel und wir wechselten in das winterliche Tal an den Plan B Fall.

Am Parkplatz an der Straße dachten wir uns noch, komisch hier parkt ja keiner. Solche Deppen, der Wasserfall ist direkt gegenüber…

Kurze Zeit später stellten wir fest, dass wir die Deppen sind… der Bach zwischen uns unüberwindbar und die Brücke eben direkt am anderen Parkplatz ist. 😉

Der Plan B Fall ist recht steil und ebenso mit einer Mixed-Route ausgestattet. So konnten wir uns zum Schluss nochmal den letzten Saft aus den Unterarmen ziehen. Alex kletterte sogar einmal ohne Eisgeräte. Hut ab!

Schönstes Eis im Luibisbodenfall (Jan 2017) Happy Flo(w) Klein und verletzlich in dieser naturgewaltigen Schlucht Winterwonderland Pitztal Plan B ausklettern Von der Sonne des Luibisbodenfalls zum schattigen Plan B

Fazit Eis Total

Das Eis Total ist wirklich ein schönes Festival, welches bereits zum 17. Mal und davon zum 3. Mal im Pitztal stattfand. Die Veranstalter um Walter Zöger herum machen wirklich eine sehr gute Arbeit. Jedem, der einmal das Eisklettern ausprobieren oder auch Ausrüstung testen möchte, sei das kleine und familiäre Festival ans Herz gelegt. Grundkenntnisse über das Sichern und Klettern sollten allerdings mitgebracht werden, denn es handelt sich nicht um einen Kurs. Autarke Seilschaften und klettern auf eigene Verantwortung sind durchaus gefordert. Für Fortgeschrittene oder gar Profis ist es aufgrund der Möglichkeiten nur im Toprope zu klettern allerdings eher weniger etwas. Hier empfehle ich dann doch auf eigene Faust in eine der unzähligen Wasserfälle des Pitztals zu ziehen.

Die Betreuung der Bergführer vor Ort ist wirklich sehr engmaschig und ich hatte teilweise das Gefühl, dass auf 4-6 Kletterer ein Bergführer kommt. Die Workshops sowie Techniktipps waren immer sehr hilfreich, machten Mut, mehr auszuprobieren und sich weiteres im Eisklettern zu erschließen. Alles in allem wirklich ein gelungenes Event in einem der meiner Meinung nach schönsten und nicht so ganz überlaufenen Tal Österreichs.

Hinweis: Abschließend bedanke ich mich noch bei Pitztal Tourismus für die Organisation des Hotels Intermontana und bei Joop für die tolle Gastfreundschaft. Dieser Artikel beruht auf einer Einladung von Pitztal Tourismus, spiegelt aber uneingeschränkt die Meinung des Autors wieder.

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